Die Jugendpsychologin Constanze van Aken wurde Opfer eines Gewaltverbrechens, ist traumatisiert, ihre Beziehung zu ihrem Freund Martin abgekühlt. Sie sucht Ruhe in ihrem gemeinsamen Haus in der Eifel und wird dort mit neuen Problemen konfrontiert.
Ihr Freund hat eine Affäre mit einer Kollegin. Beide sind Mitglieder der OFA. Die Sondereinheit des BKA erstellt Täterprofile für sexuell motivierte Gewaltdelikte und arbeitet an einem neuen Fall, ausgerechnet an dem Ort, an dem Constanze Abstand gewinnen und zur Ruhe kommen will.
Die OFA sucht nach einem Serienkiller, der seine Opfer vergewaltigt, quält, verstümmelt und die Leichen öffentlich zur Schau stellt. Die Opfer haben scheinbar keine Gemeinsamkeiten. Eins ist die 17jährige Sonja, eine ehemalige Patientin von Constanze. Und ohne es zu wollen steckt die Psychologin mitten in den Ermittlungen.
Ulrike Renk schafft glaubhafte Charaktere ohne Schwarz-weiß-Malerei und verknüpft geschickt die Entwicklung des neuen Kriminalfalls und die Entwicklung der Protagonistin. Je tiefer Constanze sich in den Leiden der Opfer und den Motiven des Täters verstrickt, desto mehr befreit sie sich von ihrem eigenen Trauma.
Macht ist die übergeordnete Kraft in diesem Roman. Die Macht, die der Täter auf seine Opfer ausübt, die Macht, die Erinnerungen über Opfer immer noch haben, auch wenn die Tat ausgestanden ist. Überstanden ist eine solche Erfahrung wohl nie, aber wie wir an der Entwicklung von Constanze miterleben dürfen, kann man seine Ängste überwinden und vielleicht sogar in eine positive Richtung lenken.
Die Handlung beschränkt sich nicht nur auf die Tätersuche, man bekommt auch einen Einblick in Constanzes Privat- und Gefühlsleben, ohne dadurch aus der Primärhandlung gerissen zu werden. Die Handlungsstränge sind verbunden, eine sich gegenseitig tragende Einheit.
Der Roman ist in der Ich-Form geschrieben und die Erzählsprache passt wirklich gut zu der Protagonistin, die Psychiaterin, die es gewohnt ist, die Dinge auf den Punkt zu bringen. Der Stil hat mir unheimlich gut gefallen, weil er Constanze eine eigene Stimme gibt und einen mit nimmt.
Einziges keines Manko ist das Buchcover, das mich gedanklich in Richtung Bauernhofgeschichten geleitet hat. Aber davon sollte man sich nicht irritieren lassen und das schmälert auch nicht das Lesevergnügen.
Lohn des Todes ist der zweite von Ulrike Renks Eifelthrillern, kann aber durchaus gelesen werden, ohne dass man den ersten Teil kennt. Allerdings werde ich Teil eins nun noch nachholen.