Eine Fundgrube für jeden Ethiklehrer, aber auch für jeden an ethischem Leben Interessierten in diesem Land ist dieses Buch! Der Autor, der seit 1999 das Berliner Büro der Stiftung Weltethos leitet, hat in den drei Abschnitten Staunen, Verstehen, Handeln ein wissenschaftlich fundiertes und mit zahlreichen Quellenangaben versehenes Werk vorgelegt, das mit mehreren Irrtümern in Bezug auf die Goldene Regel aufräumt und Neues, Wissenswertes zur Thematik in übersichtlicher, verständlicher Form vorstellt. Nicht Konfuzius, wie bisher vermutet, ist der Urheber der wie heute im Volksmund lautenden Weisung Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu. Nein, womöglich war es eine Frau, die Naturgöttin Kalypso aus Homers Odyssee, die erstmals einen entsprechenden Schwur formulierte. Das ist rund 2700 Jahre her. Seitdem ist dieses gemeinsame moralische Gewissen der Menschheit, wie Augustinus ausdrückte, in jeder Religion, aber auch in der säkularen Philosophie enthalten. Und heute besinnnen sich Politiker, wie Barack Obama oder Horst Köhler auf diese fundamentale ethische Wahrheit, die aber auch im Alltagsleben allerorten anzutreffen ist: Bitte verlassen Sie diesen Raum wie Sie ihn vorfinden möchten. (Zugtoilette der ICE-Züge)
Klar arbeitet der Autor heraus, dass die Goldene Regel ein Ethos des rechten Maßes zwischen Egoismus und Altruismus ausdrückt und damit ideal alltaugstauglich ist. In Teil 3 bringt er Beispiele für die praktische Anwendung. Alles sei lehrbar, was vorgelebt wird, appelliert er an Eltern und Erzieher und konkretisiert diese Regel durch folgende fünf Werte: Gerechtigkeit und Fairness in der Wirtschaft, Ehrfurcht vor dem Leben, Mitgefühl und Liebe, Vergebung und Versöhnung sowie Menschlichkeit als Mitmenschlichkeit. Der Theologe und Religionswissenschaftler beweist, dass die Goldene Regel die klügste Art ist, für das Eigeninteresse und das Wohl der anderen gleichermaßen zu sorgen. Im Rahmen der Globalisierung bekommt damit die Goldene Regel, die über lange Zeit im Schatten des kategorischen Imperativs Kants stand, eine neue, sehr praktische Bedeutung, die von jedermann geübt werden darf.