Was für ein Roman. Was für eine Kraft. Was für eine Tragödie. Selbst Jahre, nachdem man ihn gelesen hat, ergreifen einen seine Bilder immer noch. In Unter dem Vulkan treffen Mythos und Wirklichkeit zusammen. Ein Schriftsteller und sein Werk spiegeln den aussichtslosen Kampf gegen den Alkohol wieder. Seien die Gründe auch noch so verschieden, immer zur Flasche greifen zu müssen, sich selbst dafür zu hassen, Familie, Arbeit, alle Kraft zu verlieren, Malcolm Lowry ist ein faszinierend ehrlicher, sprachlich meisterhafter Roman gelungen, der sich auf der Schattenseite umsieht, nachdem man sich aufgegeben hat. Lowry selbst spricht von dem unbekannten Land, in das man vordringt und aus dem man nicht zurückkehren kann. Seine Geschichte spielt in Mexiko, dreht sich um einen Ex-Konsul, seine von ihm getrennt lebende Frau und eine Liebe, die scheinbar verloren, wie wahnsinnig nach ihr schreit. Das Leben ist für den Konsul nur noch im Rausch zu ertragen. Freundschaften, Verpflichtungen, Nähe sind darin untergegangen. Wir stehen am Vorabend des Zweiten Weltkrieges, der alles mit sich in den Abgrund reißen wird. Warum dann sich nicht selbst zerstören? Nur kann eine solche Reise im Alkohol lange dauern und Dämonen tauchen auf, die immer wieder dieselbe Sehnsucht, Fragen, blassen Antworten aufwerfen. Den Konsul beim Trinken zuzusehen, seine Hilflosigkeit, die verloren geglaubte Frau zurückzugewinnen, ist erschreckend zu lesen, und verleiht einem ein Gefühl dafür, wie abgrundtief die Schwäche in einem wüten muss, um die Welt gegen sich selbst richten zu können. Lowrys Roman ist keine Anklage, er ist aus der Mitte der Hölle geschrieben. Sein Autor hat all seine Kraft darauf verwandt, ihn zu Ende zu schreiben. Und so bleibt der nie abgeschickte Brief an die Frau des Konsuls der letzte Aufschrei aus dem Nichts, bevor das Leben darin versinkt. Die Leser jedoch bekommen ein Geschenk gemacht, indem sie in sich die Nähe zum eigenen Untergang begeben, während dieser eine Allerseelentag in Quauhnahuac für den Konsul die Erlösung bringt.