Kann man sich der Politik entziehen, unter einer Diktatur zumal? Ja. Es gibt genug Nischen, in denen man es sich bequem machen kann. Wie ein gewisser Pereira in Lissabon. Man muß die Augen nicht unbedingt verschließen, man darf nur den Mund nicht öffnen und schon wehen die politischen Zustände über einen hinweg. Trotzdem läßt er sich um seine Beschaulichkeit bringen, als Monteiro Rossi und seine Freundin Marta in sein Leben treten. Ein Leben, daß unter der eigenen Vergangenheit wie begraben da liegt. Daß Tabucchi seinen Helden daraus erwachen läßt, liegt in seinem Glauben daran, daß es nur eines Anstoßes braucht, um einen inneren Umsturz zu erzielen. Zur richtigen Zeit, von den richtigen Personen und man bewegt sich doch. Einher geht diese Veränderung in Pereira mit dem Gefühl, daß das Leben zu ihm zurückkehrt. Die Angst, wie der Mut, wie die Zweifel, unter Umständen sogar den Tod. Doch ein Leben, ohne all das, was einen Menschen ausmacht, erzählt uns Tabucchi in seinem klugen Roman, ist kein Leben, das sich zu leben lohnt.