Nun ja. Das Buch lässt sich schwer beurteilen.
Sprachlich sicherlich meisterhaft verfasst von Llosa staunt man über die Virtuosität ausgelallene Liebeskünste und Phantasien zu beschreiben, aber auch Banalitäten, wie etwa den Spleen Don Rigobertos, sich zig mal am Tag zu waschen und mit Hingabe sein tägliches Geschäft zu verrichten. (...das Badezimmer war sein Tempel; das Waschbecken der Opferaltar; er war der Oberpriester und zelebrierte die Messe, die ihn jeden Abend läuterte und vom Leben erlöste...) Er zelebriert seine körperlichen Verrichtungen, genau wie seine Phantasien bezüglich der Liebesspiele mit seiner Frau, die er anbetet.
Das Interessante an dem Buch sind insgesamt sechs Bildnisse aus der Malerei verschiedenster Epochen, die Inhalt Don Rigobertos grenzenloser Liebesphantasien sind. Solche Beschreibungen wirken aber nie plump oder ordinär, sie passen ins Gesamtwerk.
Problematisch wird, wie schon von Waldfee erwähnt, die Rolle des Kindes (Sohn von Don Rigoberto aus erster Ehe). Es ist tatsächlich ziemlich unrealistisch, dass ein Kind solche sexuellen Begierden in diesem zarten Alter hegt. Da dies letztendlich ein perfider Plan des Jünglings ist, seine (heißgeliebte) Stiefmutter zu vertreiben, denke ich, passt doch schließlich alles zusammen und sollte als schriftstellerische Freiheit gesehen werden.
Mir gefiel der Roman. Es war ein anspruchsvoller, aber unanstrengender und teilweise humorvoller Lesegenuss.