Marina...heißt der Roman, der Ruiz Zafóns Bestseller "Der Schatten des Windes", vorausging. Es werden, wie es für den Autor typisch ist, zwei Geschichten erzählt, eine in der Gegenwart und eine in der Vergangenheit. Und wie immer spielen sie in Barcelona.
Marina ist eine junge und ungewöhnliche Frau. Sie lebt mit ihrem Vater, nach dem tragischen Tod ihrer Mutter, in einer Villa, ohne Strom, ohne Luxus. Dies bemerken die beiden allerdings nicht, da sie den größten Luxus besitzen: sich selbst. Durch einen ungewöhnlichen Zufall stolpert Óscar Drai in ihr Leben. Óscar lebt in einem Internat und findet schnell Gefallen an Marina und ihrem Vater Germán. Marina und Óscar erkunden gemeinsam Barcelona und die dunklen Geheimnisse der Stadt. Bald stoßen sie auf eine lang zurückliegende Verschwörung, deren Auswirkungen sich noch bis heute bemerkbar machen. Sie werden von verschiedenen Seiten eindringlich gewarnt, sich nicht zu tief in die Vergangenheit hineinzuwagen, werden aber bald von dieser in einem unentrinnbaren Netz gefangen. Eine Jagd nach der Wahrheit beginnt...
Der Erzählstil von Carlos Ruiz Zafón gefällt mir sehr, denn er ist voller Poesie und Magie. Mit diesem Roman hat sich der Autor selbst übertroffen. Er hat seinen eindringlichen, berührenden Stil zwar beibehalten, baut aber diesmal gleichzeitig auch Spannung auf, die in seinen anderen Werken stellenweise zu kurz kommt. Seine Hauptprotagonisten stellt er einfühlsam und authentisch vor, so dass es dem Leser leicht fällt, in die Rolle des jeweils handelnden zu schlüpfen. Es macht Freude der Entwicklung des Romans zu folgen und der damit einhergehende Veränderung der Menschen. Sie reifen, werden erwachsen und bekommen ein völlig neues Weltbild. Kleinigkeiten gewinnen an Bedeutung, die zuvor nichtig waren.
Insgesamt ein Buch, das den Geist und die Seele berührt. Ein Buch mit Herzblut. Uneingeschränkt empfehlenswert!