Mit Der menschliche Makel krönte Roth eine Reihe von Romanen, die er in den Jahren zuvor geschrieben hatte, und bereicherte sein Kaleidoskop menschlicher Schicksale um Coleman Silk, dessen unbedachte rassistische Äußerung vor dem Hintergrund eigener verheimlichter afroamerikanischer Wurzeln an Zynismus kaum zu überbieten ist. Wie ist eine Gesellschaft beschaffen, daß einer aus ihrer Mitte sich selbst verleugnet, nur weil er vom Rand weg will, die Ausgrenzung nicht erträgt, die eigene Familie versteckt, nur weil seine Hautfarbe heller ist, so daß er als Weißer durchgeht. Coleman begehrt gegen sein Schicksal auf, so kann man das sehen, er schlägt anderen Menschen Wunden, lügt, betrügt, um sein eigenes Leben zu forcieren, so kann man das auch sehen. Philip Roth Kunst besteht darin, daß er nicht abwägt, daß er Colemans Leben als etwas beschreibt, in dem das eine nicht ohne das andere möglich ist. Ein Trickser, ein Wandelbarer, ein Eingesperrter. Am Ende schließt sich der Kreis. Seine späte Liebe zu Faunia findet er wieder am Rand statt, mißbilligt von den eigenen Kindern. Im Amerika des Bill Clintons, wo die Saubermänner sich der Medien bedienen, um Scharfrichter zu spielen, indem sie die Moral vor sich hertragen, erzählt Roth von einer zufälligen Selbsthinrichtung. Dem perfekten Mr. Coleman unterläuft ein Lapsus, über den er stürzt. Am Ende zahlt jeder den Preis, für das bißchen Leben, daß er zu nehmen gewagt hat.