"Der Verrat" ist das erste Buch, das ich von Val McDermid gelesen habe, sie war mir als erfolgreiche Krimiautorin aber durchaus ein Begriff, so dass meine Erwartungen hoch waren. Der Einstieg las sich spannend mit einigen Schönheitsfehlern aber vielversprechend. Eine Mutter reist mit ihrem 5-Jährigen Sohn von England in die USA in den Urlaub. Als sie an der Sicherheitskontrolle bei der Einreise aufgehalten wird, muss sie mit ansehen, wie ein fremder Mann ihren Sohn von dort weg führt. Das Sicherheitspersonal bekommt davon nichts mit, missdeutet ihre Versuche, Jimmy hinterher zu laufen, als Wiedersetzung gegen die Kontrolle und nimmt sie gewaltsam fest. Soweit, so gut.
Was dann kommt, ist allerdings kein spannender Thriller über die Aufklärung einer Kindesentführung, statt dessen schwenkt die Geschichte um und wird zu einem Familiendrama über eine zugegebenermaßen ereignisreiche Phase aus dem Leben eines Sternchens der Reality-TV Branche. Ich hatte zwischendrin den Eindruck, Mrs McDermid wollte möglicherweise mal einen Roman in einem anderen Genre schreiben, und da dem Verlag das zu heikel war, musste als Alibi eine Krimigeschichte drum herum gestrickt werden. Hand und Fuß hat weder das eine noch das andere. Die Lebensgeschichte von Jimmys Mutter ist langatmig erzählt, die Charaktere wirkten auf mich gestelzt, die Emotionen aufgesetzt. Dazu kommt bei mir, dass mich das Thema C-Promis und ihre Lebensgeschichte absolut nicht interessiert. Man könnte aus dem Buch mit gutem Willen Kritik an dem Verhalten der Medien heraus lesen, ich bin jedoch der Meinung, dass es diese Form des Journalismus geben wird, solange eine derart große Leser- und Zuschauerschar nach diesen Geschichten giert. Zum einen gehöre ich nicht dazu, zum anderen habe ich dieses Buch gewählt, weil es als "Thriller" klassifiziert war, was definitiv nicht zutrifft. Nach den ersten 50 Seiten fällt der Spannungsbogen rapide ab und nimmt erst zum Finale hin wieder etwas Fahrt auf. Zwischendrin werden ab und an kurze Kapitel eingestreut, die den Leser daran erinnern, dass es anfangs um eine Kindesentführung ging und auch so etwas wie Ermittlungen gibt, das war es dann auch schon, und der Leser muss sich durch weitere Seiten mit Intrigen und Verwechslungsgeschichten quälen. Am Ende gibt es so etwas wie eine Aufklärung und einen "Show Down", in sich schlüssig ist dies leider nicht. Die Geschichte wirkt auf mich konstruiert, nicht logisch aufgebaut, und ist für mich als Thrillerfan eine Enttäuschung.