Polizeipsychologe Martin Schwartz verlor vor fünf Jahren seine Frau und seinen Sohn auf einer Kreuzfahrt. Sein daraus resultierender mangelnder Lebenswille gepaart mit seiner Einstellung, nun nichts mehr verlieren zu können, treiben ihn in seinem Beruf zu höchst waghalsigen Aktionen an. Inmitten einer dieser grenzwertigen Einsätze, in denen er sein Leben riskiert, bekommt er einen seltsamen Anruf von einer alten Dame. Sie ist Thrillerautorin und befindet sich aus Recherchegründen zu ihrem neuen Roman auf der "Sultan of the seas", jenem Kreuzfahrtschiff, auf dem sich Martins Frau zusammen mit dem Sohn das Leben genommen haben soll. Sie bittet Martin, an Bord zu kommen, weil Beweise aufgetaucht sind, die vermuten lassen, dass sein Sohn noch am Leben sein könnte
Eines vorweg: Ich liebe die Thriller von Sebastian Fitzek. Alle seine bis jetzt von mir gelesenen Romane habe ich inhaliert, weil sie von Seite zu Seite spannender wurden. So auch "Passagier 23" - allerdings mit der Ausnahme, dass ich für die anderen immer fünf Sterne vergeben konnte. In diesem Fall ist mir das leider nicht möglich - eben WEIL es ein Roman von Sebastian Fitzek ist und ich weiß, wie gut er normalerweise schreiben kann. Hier liegt die Messlatte dementsprechend hoch und selbst meine Vergabe von drei Sternen ist noch geschmeichelt. So schwer habe ich mich schon lange nicht mehr mit einer Bewertung getan.
Wie gewohnt hat der Autor wieder einen spannungsgeladenen Thriller vorgelegt, den ich innerhalb kürzester Zeit ausgelesen hatte. Anders als sonst hatte ich in diesem Fall jedoch kein "WOW-Gefühl" nach dem Zuklappen des Buches. Fitzek-Fans wissen, dass er in seinen Geschichten die Spannung steigert und immer noch einen draufsetzt. Aber genau das ist dieses Mal schiefgegangen. Die ganze Story war von Anfang an überzogen. Martin Schwartz hat mich als Protagonist nicht überzeugen können. Auch die Tatsache, dass er seine Familie verloren hat, hat für mich nicht plausibel gemacht, dass sich jemand freiwillig mit HIV infizieren oder sich einen Zahn ausschlagen lassen würde. Ebenso die Nebencharaktere, denen man auf dem Schiff begegnet. Es sind keine normal handelnden Personen, wie man sie sich vorstellen würde.
Eigentlich ist dieser Spagat zwischen normal erscheinenden Figuren und einer unglaublichen Auflösung am Ende des Romans immer das gewesen, was Fitzek meisterhaft beherrscht und was ihn zum beliebtesten deutschen Thrillerautor gemacht hat. Jetzt steht das Buch auf der Bestsellerliste, weil es ein "Fitzek" ist und nicht, weil es qualitativ überzeugt hat. An den vielen Kritiken kann man erkennen, dass im Nachhinein viele Fans von "Passagier 23" enttäuscht sind - so wie ich.
Meine anfängliche Befürchtung, dieser Roman könnte meine im Sommer bevorstehende Kreuzfahrt negativ beeinflussen, ist quasi ins Wasser gefallen. Ich hoffe, Sebastian Fitzek findet ganz schnell zu seinen alten Wurzeln zurück.