"Am Sockel des Idstedt-Löwen in Flensburg wird die Leiche des 73-jährigen Karl Bentien gefunden. Brutal zu Tode getreten und ausgeraubt. Ein zufälliges Opfer oder gezielter Mord? Der pensionierte Studienrat gehörte der dänischen Minderheit an, Medien und Behörden sehen nach dem Mordfall bereits das friedliche Zusammenleben im Grenzland in Gefahr. Hauptkommissarin Vibeke Boisen und ihr Kollege Rasmus Nyborg von der dänischen Polizei stehen unter Druck und müssen rasche Ergebnisse liefern. Dann stoßen sie im Keller des Toten auf eine versteckte Kammer mit brisantem Inhalt ¿" - Zitat Buchbeschreibung
Dies ist der zweite Fall für das Ermittlerteam rund um das Duo Boisen / Nyborg im dänisch-deutschen Grenzgebiet. Die Unkenntnis des ersten Falles / Bandes stellte für mich keinerlei Problem hinsichtlich des Verständnisses sowie Lesevergnügens dar. Schnell verzweigen sich die Ermittlungsstränge und reichen von Totschlag bis zu kaltblütigem Mord. Aber wer hätte denn wirklich ein Motiv, diesen älteren Herrn, der lediglich seinen eigenen Lebensweg rekonstruieren wollte, so brutal umzubringen?!?
Vibeke, stets kontrolliert und regelkonform, und Rasmus, der auch gerne "unkonventionell" arbeitet, sind sich nicht immer über den zielführendsten Untersuchungsweg einig, so dass jeder auch "nebenbei" eigene Ermittlungen anstrengt, was leider hier und dort "ins Auge geht". Letztlich gibt es viele Protagonisten, die etwas zu verbergen suchen und insofern eine "Auswahl" an potenziellen Tätern. Im dramatischen Finale laufen die Fäden doch schlüssig zusammen und die Anstrengungen aller Beteiligten münden in der vollständigen Aufklärung dieses Mordes.
Dieses Buch habe ich sehr gerne gelesen. Anette Hinrichs hat einen soliden Kriminalroman verfasst, der zwar ohne atemlose Spannung oder aufmerksamkeitsheischende Gewalt daherkommt, mich aber doch angenehm fesselt. Der Plot war gut und im Grunde ist es nicht nur ein Kriminalroman, sondern auch ein Zeitzeugnis der deutsch-dänischen Geschichte, die mir in dieser Tragweite nicht gegenwärtig war. Die Kombination hat mir in dieser Version richtig gut gefallen. Obwohl es sehr viele Personen und ihren Bezug zur Handlung kennenzulernen gab, blieb doch der rote Faden im Fokus. Für mich gab es kein platzfüllendes, unnötiges Geplänkel. Und geschickt eingefügt gibt es ein paar Cliffhanger, welche die Hoffnung auf einen dritten Fall nähren¿
Schön und informativ finde ich Stadtplan und Fotos, welche im Einband abgedruckt sind und den detaillierten Beschreibungen der örtlichen Gegebenheiten des Buchschauplatzes noch mehr Leben einhauchen.
Anette Hinrichs, Nordlicht - Die Spur des Mörders, Kriminalroman, Taschenbuch, Blanvalet Taschenbuch Verlag, 10,00 €, 480 Seiten, Erscheinungstermin 13.04.2020