Es gibt wohl ganz wenige Bücher, denen so ein Marketing-Budget zuteil geworden ist, wie den Werken von Dirk Rossmann. Und als ob die eigenen Milliarden nicht reichen würden, um die Bücher auf die Beststeller-Liste zu pushen, wird eben noch ein Teil des Verlages gekauft. Ist das Buch so schlecht, dass es dies nötig hat?
Keine Ahnung und deswegen wollte ich herausfinden, ob "Der neunte Arm des Oktopus" dies wert ist.
Und nach der Lektüre bin ich zu folgendem Schluss gekommen: Das Buch ist es wert, gelesen zu werden, obwohl es kein guter Thriller ist. Er ist sogar eher mittelmäßig bis schlecht, aber die übergeordnete Message ist es wert, verteilt und geteilt zu werden.
Herr Rossmann hat versucht, einen interessanten Gedanken in eine Geschichte zu verpacken, die sehr dünn ist. Dabei fängt es recht gut an. Dem Leser wird eine coole Zusammenfassung der Weltgeschichte präsentiert. Das fand ich richtig gut, auch wenn es nicht aus Rossmanns Feder stammt. Das gibt er im Buch auch freimütig zu. Im Hörbuch wird es unterschlagen. Schade.
Dann bekommt der Leser eigentlich drei Bücher präsentiert. Die durchaus interessante Idee von Herrn Rossmann, wie man dem Klimawandel begegnen könnte, einen mittelmäßigen Thriller als Rahmenhandlung und eine Geschichte aus dem Jahr 2100. In dieser kann der Leser erahnen, wie sich die Welt entwickeln könnte.
Eigentlich habe ich das Buch ja als Thriller ausgewählt und gelesen und der war nicht gut. Es wird recht wenig Spannung aufgebaut, keine kommt der Sache näher. Unmengen von Infodump werden präsentiert, der mich durchaus interessiert hat, aber nicht in einem Thriller, sondern in einem Sachbuch. Dazu reihen sich eine Fülle von eher blassen Figuren ein. Keine gute Basis also, wenn schon die Spannung fehlt.
Die Handlung ist schnell umrissen. China, Russland und die USA wollen den Klimawandel stoppen und greifen zu sehr radikalen Methoden. Eine kleine Gruppe von hochrangigen Regierungsmitgliedern gefällt dies nicht und so wollen sie die Vorgehendweise der G3 stoppen.
Zwei Dinge haben mir aber gar nicht gefallen. Das ist auf der einen Seite die Erwähnung von politischen Figuren wie Kamela Harris, Wladimir Putin, Gerhard Schröder und Xi Jinping. Diesen Figuren werden Handlungen angedichtet, die vollkommen aus der Luft gegriffen sind. Das finde ich sehr unglücklich. Dann hat Herr Rossmann offensichtlich ein Problem mit Donald Trump. Man muss den Mann nicht mögen und seine Handlungen auch nicht. Aber er war nun mal Präsident der USA und wird in der Zeit, zu der der Roman teilweise spielt, überhaupt nicht genannt. Das passt nicht mit der Erwähnung von Putin und Xi zusammen. Da hat Herr Rossmann sicher künstlerische Freiheit geltend gemacht, aber das ist mir zu offensichtliches Bashing.
Auf der anderen Seite habe ich die vielen kleinen Nebenschauplätze nicht verstanden. Anstatt sich auf die Handlung zu konzentrieren, werden Episoden unbedeutender Figuren aus Nigeria, Indien und Sibirien erzählt. Warum?
Gut, als Thriller eignet sich das Buch nicht, aber wie erwähnt, finde ich die Grundidee von Herrn Rossmann wert, aufgeschrieben und gelesen zu werden. Man muss mit der Idee einer Weltregierung nicht konform gehen und auch nicht mit den radikalen Methoden, das Klima zu retten, aber aufzeigen kann man sie.
Auf etwas hätte der Autor aber auf jeden Fall verzichten sollen und das ist der Epilog. Herr Rossmann beschreibt darin, wie er mit Gerhard Schröder, Manfred Kind und Klaus Schwetje beim Skat zusammensitzt und wie er Gerhard Schröder ein Buch empfiehlt. Das ist mir echt zu viel der Selbstbeweihräucherung.
So bleibt mir am Ende wenig anderes übrig, als 3 Sterne für die an sich gute Grundidee zu verteilen. Das nächste Mal sollte Herr Rossmann besser ein wissenschaftlich begleitetes Sachbuch zu seiner primär guten Idee schreiben.