Cover und Gestaltung:
In einer Pfütze am Boden spiegeln sich die Mauersegler. Sie verbringen sechs Monate ohne zu landen. Faszinierend. Nicht allzu klar wird zunächst, was die faszinierenden Schwalben konkret mit dem Thema gemein haben. Ein Mann spaziert mit seinem Hund zwischen den Häusern.
Geschichte:
Das Buch handelt von Toni und seinen zwischenmenschlichen Beziehungen. Zu seinen Eltern, zu seinem jüngeren Bruder. Später auch zu den Schwiegereltern, zu seiner beruflich sehr erfolgreichen und außerordentlich attraktiven Ehefrau. Er hat allerdings auch eine weitere weibliche Verehrerin. Toni hat durchaus fürsorgliche Qualitäten. Er kümmert sich um seine demente Mama, seinen unangepassten Problemsohn, einen kranken Freund, spendet sein Erbe für die krebskranke Julia. Vorbildlich sorgt er sich um Pepa. Zweimal tut er ihr allerdings sehr weh. Toni hadert mit seinen Gefühlen. Hündin Pepa erhält schließlich eine sehr wichtige Schlüsselrolle im Roman.
Schreibstil:
Manchmal wie eine Biografie, erinnernd stellenweise sogar an ein Tagebuch oder manchmal klingen autobiografische Elemente an. Ungeschönt und schonungslos offen, manchmal verbittert oder nachdenklich. Je nachdem mit welchen Themen sich Toni auseinandersetzt.
Figuren/Authentisch?
Die Hauptperson, ein Lehrer der Philosophie berichtet von den wichtigsten Frauen in seinem Leben. Auch von der Liebe zu seiner Mutter. Allzu menschlich, notiert Toni auch selbstkritisch seine Charakterfehler.
Toni gefällt nicht direkt. Er fasziniert die Leser, als er von seinem Hass gegenüber der Eltern und des jüngeren Bruders berichtet. Sexuelle Eskapaden mit einer geistig Behinderten, einer Love-Doll passen nicht so recht ins Bild. Durch die schonungslose Offenheit soll Abscheu hervorgerufen werden. Er sieht einige Personen sterben, drei seiner Schüler, Vater, Mutter, seine kleine Nichte und seinen allerbesten Kumpel, der ihn aufheiterte. Zum Schluss bleibt ihm lediglich eine glühende Verehrerin. Ist sie seine Rettung? Sie ergänzen sich perfekt in ihrer politischen Meinung. Stalkerin Agueda hat ein großes Herz. Sie weckt einige Sympathien. Das wie ein Testament anmutende Notizbuch führt spannungsgeladen zur Auflösung. Hebt Toni am Ende ab, wie die einzigartigen Mauersegler?
Dieser Roman macht betroffen, ein Sog zieht den Leser unausweichlich in seinen Bann. Umfangreich ja, aber essentiell, sollte man das Buch unbedingt bis zum Ende durchlesen.
Warum ist das Buch interessant für dich?
Es fängt sehr spannend an. Jeweils ein intimer Gedanke aus der Gegenwart, Zukunft oder Vergangenheit wird abwechselnd ausgearbeitet. Episoden aus der Kindheit oder manchmal auch aktuelle Ereignisse. Zunächst vermutet man, daß die Ausführungen ein Nachlass sein sollen.
Autor an sich:
Schreibt sehr sympathisch und verständlich.
andere Werke:
Patria - Fernando Aramburo
Übersetzer:
Der Übersetzer trägt hier ganz wesentlich zum Erfolg bei. Er wurde bereits mit spanischen Preisen bedacht.
Meinung und Kritik:
Ein empfehlenswertes Buch. Man lernt viel über die männliche Psyche der Hauptperson.
Empfehlung für andere Leser*innen mit einem kleinen Fazit:
Für Männer in der Midlife-Crisis vermutlich sehr empfehlenswert. Auch für Personen mit ausgeprägtem Interesse an der spanischen Geschichte. Franco-Diktatur, linke Studentengruppen, auch sozial Engagierte, es sind einige Textstellen dazu enthalten.