Die Erzählung spielt im Frühling 1945: Johann Meinert, ein Soldat der Fliegerstaffel im Zweiten Weltkrieg, desertiert und versteckt sich mehrere Wochen in einem Heuschober bei seiner Tante. Sein Ziel ist es, nach Hause zu seiner Frau Emmy und dem Kind, das er noch nie gesehen hat, zu gelangen.
Der Schreibstil ist knapp und wortkarg, und die extrem kurzen Kapitel sind nicht chronologisch geordnet. Die Handlung springt zwischen Szenen im Heuschober und den Kriegseinsätzen hin und her, was es für die Leser*innen schwierig macht, in die Geschichte einzutauchen und eine emotionale Verbindung zu den Ereignissen aufzubauen. Dennoch passt dieser nüchterne und abgehackte Stil gut zur Atmosphäre des Romans, da er die reduzierte, fragmentarische Form der zugrundeliegenden Tagebuchnotizen widerspiegelt und die beklemmende Angst sowohl im Krieg als auch im Versteck wiedergibt.
Eine der Stärken des Buches liegt in der Authentizität der beschriebenen Momente, die durch den minimalistischen Stil verstärkt wird. Doch genau hier liegt auch eine Schwäche: Die Emotionen bleiben oft zu oberflächlich und die Figuren wirken blass und schwer greifbar. Obwohl Johanns Überlebenswille spürbar ist, hätte das Buch mehr Tiefe und Farbe vertragen können, um die inneren Kämpfe und Gefühlswelten der Protagonisten besser zu transportieren.
Das Buch behandelt zentrale Themen wie Krieg, Desertion und die Liebe, und es trägt sicher dazu bei, ein besseres Verständnis für die Herausforderungen und Entscheidungen der Menschen in jener Zeit zu gewinnen. Allerdings ist dies keine geeignete Lektüre für Leser*innen, die neu in diesem Genre sind. Ohne Vorkenntnisse über den historischen Kontext oder eine gewisse Erfahrung mit dieser Art von Literatur, könnte es schwerfallen, Zugang zur Geschichte zu finden und die Bedeutung der emotionalen Lücken im Text vollständig zu erfassen.
Trotz einiger Schwächen überzeugt das Buch durch seine atmosphärische Dichte und die Authentizität, mit der es die Angst und Unsicherheit der Kriegszeit einfängt. Die knappe Sprache und die nicht-lineare Struktur mögen anfangs herausfordernd sein, doch gerade diese Form verleiht der Geschichte einen eigenen Charakter. Für Leser*innen, die sich bereits mit Literatur aus dieser Epoche oder mit dem Genre des Kriegsromans auskennen, bietet das Buch eine eindringliche, wenn auch zurückhaltende Darstellung der inneren Zerrissenheit und des Überlebenswillens eines Soldaten am Ende des Zweiten Weltkriegs sowie eine neue Spannungslinie mit dem Charakter von Frieda und die kleine Überraschung im Epilog. Es gelingt dem Autor, eine bedrückende Stimmung zu erzeugen, die lange nachhallt, und die realistischen Einblicke in die seelischen Belastungen dieser Zeit machen das Werk trotz allem lesenswert.