Selten ist es mir so schwer gefallen ein Buch zu rezensieren.
Frau Höller ist ein tolles Beispiel dafür, dass man zu oft in Schubladen denkt und sie wird sicher häufig als arrogant abgestempelt. Doch hier darf man hinter ihre Fassade blicken und den ersten Eindruck korrigieren. Das Buch zeigt, dass es auch selbstbewussten Menschen schlecht gehen kann und auch diese Menschen schwach sein dürfen.
Das Buch ist mutig, ehrlich und sehr persönlich geschrieben und gibt entsprechend auch sehr persönliche Einblicke in das Leben, aber auch das Seelenleben von Miriam Höller.
Ich war immer hin- und hergerissen zwischen eine Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht und ein wenig realitätsfern. Was auch immer davon zutrifft, auf jeden Fall hinterlässt sie bei mir einen sympathischen Eindruck, denn sie zeigt, dass auch eine Powerfrau mal an sich zweifelt, oder an der Welt verzweifelt.
Natürlich merkt man, dass sie keine Psychologin ist. Das behauptet sie auch nicht. Sie erzählt einfach ihre Geschichte, um damit anderen Menschen Mut zu machen, auch in schweren Zeiten an sich zu glauben und immer weiterzugehen. Denn auch, bzw. gerade aus den schwersten Zeiten, kann man gestärkt hervorgehen und somit dem Leid letztlich noch etwas Positives abgewinnen.
Ich mag ihren eindringlichen Erzählstil sehr. An der Stelle, an der sie von ihrem Unfall erzählt, hätte ich ihr am liebsten zugerufen Tu es nicht!
Und obwohl sich das Buch gut lesen lässt, fand ich es doch manches mal etwas durcheinander. So erlebt sie den ein oder anderen Moment, in dem es bei ihr Klick macht. Später kommt sie dann wieder darauf zurück, weil sie feststellt, dass dieses Klick doch nicht so gut war wie gedacht. So springt sie immer mal wieder zwischen Situationen und Gefühlen hin und her. Andererseits spiegelt das natürlich auch gut das Gefühlschaos wider, das in ihr getobt hat.
Dennoch blieb für mich das ein oder andere auf der Strecke. Frau Höller ist eine toughe und sehr willensstarke Frau, doch nicht jeder hat so ein Selbstbewusstsein wie sie. Diese Einsicht kam mir im Buch etwas zu kurz. Auch, dass die Bewältigung von Trauer und Lebenskrisen ein langwieriger Prozess ist, wird meiner Meinung nach nicht so ganz deutlich. Sie erzählt immer wieder von den Schlüsselmomenten und danach schien alles ganz einfach für sie zu sein. Erst ein paar Absätze oder gar Seiten später wird dann erwähnt, dass es bis dahin ein langer Weg war.
Da ich selber schon viel Schlimmes erlebt habe, konnte ich aus dem Buch für mich persönlich nicht soviel mitnehmen. Ich denke, Zielgruppe ist hier eher jüngeres Publikum mit weniger Lebenserfahrung. Deshalb von mir nur 3 Sterne, die aber ziemlich hart in der Bewertung sind. Das muss an dieser Stelle auch ganz klar gesagt werden.
Frau Höller schreibt, sie musste einsehen, dass sie keine Action-Heldin ist. Aber mit dem Buch versucht sie die Menschen zu stärken und ihnen in schweren Zeiten die Hand zu reichen. Sie versucht mit dem Buch etwas zu verändern und zeigt, dass man niemals den Mut verlieren sollte. Das kommt meiner Definition einer Heldin schon sehr nahe!
Der Titel ist übrigens super gewählt! Denn auch wenn es um Leid, Not und Trauer geht letztlich liest sich dieses Buch wie eine Hommage an das Leben!