Die RAF - von vielen Jugendlichen heutzutage als Teil der 68er-Popkultur angesehen, der Stern mit der Maschinenpistole als beliebtes T-Shirt-Motiv. Kaum einer von denen weiß wirklich, aus welchen geistig verwirrten, fehlgeleiteten Studenten, Arbeitslosen, Kleinkriminellen, Journalisten und Rechtsanwälten sich der Kern und die zahlreiche Unterstützerschaft der RAF zusammensetzte. Welche kruden Ziele dieser Abschaum wirklich verfolgte und welche Mittel sie neben der offensichtlichen Gewalt dazu einsetzte.
Die Lektüre dieses Buches schafft dabei Abhilfe. Auf rund 870 Seiten hat der bekannte Journalist Butz Peters die Geschichte der RAF peinlich genau und soweit es möglich ist, detailliert in einer chronologischen Fassung dargelegt. Von den allerersten Anfängen in der Berliner Studenten-Szene, über die ersten Terroranschläge, Mogadischu, die 2. und 3. Generation und der angeblichen Selbstauflösung. Er recherchierte dabei in den Unterlagen des Bundeskriminalamtes, der Bundesanwaltschaft, in Gerichtsurteilen und Telefonabhörprotokollen, sowie Schilderungen von Opfern und Tätern. Sehr gut recherchiert und geschrieben finde ich im einzelnen die kurzen Biographien der Haupttäter, woher sie stammten und was sie letztendlich wirklich dazu antrieb, sich moralisch außerhalb der Gesellschaft zu stellen.
Konsequent räumt Butz Peters auch mit Dogmen und angeblichen Tatsachen auf, die bis heute bei vielen intellektuellen Linken noch als "die Wahrheit" über Stuttgart-Stammheim gelten und doch nur aus den kranken Hirnen der dort einsitzenden, mehrfachen Mörder stammen. Er demontiert den Mythos "RAF" und deren Aussagen über Folter etc. regelrecht mit Ausschnitten von Verhören von Baader z.B., der dort frei und offen zu gibt, das von Folter in Stammheim keine Rede sein könne.
Aber auch die vielen Pannen und unglaublichen Malheure der Strafverfolgungsbehörden werden in diesem Buch ungeschönt dargestellt. Es sträuben sich manchmal die Haare, wenn man liest, wie oft und wie knapp RAF-Täter der Verhaftung entgehen konnten.
Alles in allem ist "Tödlicher Irrtum - Die Geschichte der RAF" ein ausgezeichnetes Standard-Werk zur Geschichte der RAF, das ich jedem, der sich für diese schlimme Zeit in Deutschland interessiert, nur ans Herz legen kann. Ein Buch auch zum Gedenken an die vielen unschuldigen Opfer dieser wahnsinnigen Idee "RAF".