Gila Lustiger ist die Tochter von dem bekannten Historiker, Publizisten und Auschwitzüberlebenden Arno Lustiger.
Wie es vielen Kindern dieser Überlebenden der Schreckensherrschaft des dritten Reichs erging, wurde auch in der Familie Arno Lustigers über die Leidenszeit im KZ geschwiegen. Die Gründe hierfür wurden vielfach in anderen Publikationen analysiert.
Gila Lustiger bringt die Tatsache des Schweigens in einem Gemisch aus Erinnerungen an ihre Kindheit, an Beobachtungen ihrer Eltern, und von Aufsässigkeiten ihrer Schwester und ihrer selbst zu Papier.
Die Kritik an den Eltern ist vielfältig.
Sie beschreibt die Sucht ihres Vaters nach dem Zeitungslesen, die wenig Raum für Aufmerksamkeit seinen Kindern gegenüber zuließ. Die Mutter ist in Israel geboren und nur der Liebe wegen nach Deutschland zurückgekehrt. Sie wird als dominante, unverbesserliche Optimisten dem israelischen Staat gegenüber deklariert, die ihre Tochter immer wieder zum Besuch Israels animieren will. Die Angst der Tochter versteht und akzeptiert sie vermeintlich nicht.
Es gibt einige skurrile Bemerkungen zu den Großeltern.
Wo Gila Lustiger sich eigentlich zugehörig fühlt, das bleibt in weiten Teilen unbeantwortet und ist die eigentliche Tragik dieser Geschichte.
Es handelt sich hier um eine zerrissene Biographie, die sie uns präsentiert.
Das Buch ist in einem recht schnodderigen Ton geschrieben und in einer nicht nachvollziehbaren Folge von Gegenwart, Vergangenheit, Familiengeschichte und Bemerkungen zur Gründung des Staates Israel.
Daß Kinder sich oftmals andere Eltern wünschen, als die, die sie haben, ist nicht nur den Nachgeborenen von Opfern des Holocausts eigen.
Zum Erwachsensein gehört, dass man den Schwächen und Fehlern der vorhergehenden Generation mit Versöhnlichkeit begegnen lernt.
Es fehlte G.L. die Distanz, wie sie bei vergleichbaren Autobiographien zu finden ist. Der Humor ist eher sarkastisch und bissig. Sich über Mütter, Väter, Verwandte und die Juden in Israel lustig zu machen ist etwas anderes, als sich belustigt zu zeigen über gewisse Eigenschaften, die man in der Geschichte der eigenen Familie oder der Geschichte Israels findet.
Mit feinem Humor ließe sich sogar Vergangenheit so darstellen, dass man die Geschichte ernst nimmt, zu ihrem Verständnis beiträgt ohne dass die Geschichte in Verbissenheit ausartet.