Der polnische Jude Leo Gursky ist ein alter Mann und so gebrechlich, dass er sich unsichtbar fühlt und jeden Abend an die Heizung seines schäbigen New Yorker Appartemts klopft, um seinem Nachbarn zu signalisieren: Ich lebe noch!
Alma Singer ist 14, geschlagen mit den Nöten der Pubertät, einer um ihren toten Mann trauernden Mutter und einem Bruder, der sich für den Messias hält. Benannt ist Alma nach der Hauptfigur eines Buches, das ihr Vater vor vielen Jahren in einem argentinischen Antiquariat gekauft hat. Das aufgeweckte Mädchen will mehr über ihre Namenspatronin erfahren und macht sich auf die Suche nach dem Verfasser der Geschichte der Liebe, jenes traurig-schönen Buches, das sich als eigentlicher Held des Romans erweist.
Leo Gursky schrieb es vor über 60 Jahren im polnischen Slonim für seine große Liebe Alma. Der Naziterror vernichtete das polnische Judentum und trieb die Liebenden auseinander: Leo emigrierte nach Amerika, seine Familie wurde ausgelöscht - das verloren geglaubte Buch jedoch hat überlebt.
Mal herzzereißend traurig, dann wieder voller Witz, erzählt Nicole Krauss höchst fintenreich von der verschlungenen Biographie eines Manuskripts und davon, wie Literatur Menschen über Kontinente und Zeiten hinweg miteinander verbindet.
Die Geschichte der Liebe ist ein poetischer, mitreißender Roman, der den Leser irgendwo zwischen Lachen und Weinen zurücklässt - und mich durch seine Originalität und Vielschichtigkeit begeistert hat.