Seit vielen Jahren gilt die Dissertation der Psychotherapeutin Bärbel Wardetzki, die sie unter dem Titel "Weiblicher Narzissmus" veröffentlichte, als ein Standardwerk, das nicht nur von Frauen rezipiert worden ist, und durch mehrere Auflagen eine für ein Fachbuch ungewöhnliche Wirkung erzielte über die Fachwelt hinaus.
In ihren neuem bei Kösel erschienenen Buch "Eitle Liebe" öffnet sie das Thema Narzissmus und wendet ihre Theorien und ihre Praxiserfahrungen an auf Beziehungen zwischen Menschen, vorzugsweise zwischen Frauen und Männern. Es geht ihr dabei nicht hauptsächlich um Störungen, sondern sie sieht und analysiert, zunächst einmal ohne Wertung, die vielfältigen narzisstischen Strukturen, die in Beziehungen zwischen Menschen mehr oder weniger intensiv wirken. Das gilt für Zweierbeziehungen genauso wie für lockere Freundschaften oder für Beziehungen zu Kollegen; aber auch in therapeutischen Kontexten wie der Therapie, der Supervision und im Coaching stoßen wir auf narzisstische Prozesse. Sie sind von vornherein weder gut noch schlecht, sondern Bärbel Wardetzki beschreibt sie auf der Folie, ob sie die jeweiligen Beziehungen bereichern oder behindern, nicht selten sogar ver-hindern.
Wir leben in einer narzisstischen Gesellschaft. Wir putzen unsere glänzende Fassade und werden dahinter immer hohler. Das bereitet narzisstischen Beziehungen sicher den Boden. Da nimmt es auch nicht Wunder, das viele Menschen Liebe gleichsetzen mit Manipulation und Ausbeutung. Die Menschen haben eine Fähigkeit entwickelt, mit der sie genau herausfinden, was sie tun und lassen müssen, damit der andre sie mag. Um seiner selbst geliebt zu werden ist eine Erfahrungen, die nur noch wenige für möglich halten bzw. machen. Aber darauf kommt es an. Seine eigene Mitte zu finden, sich unabhängig machen von der Meinung und der Anerkennung anderer scheint etwas zu sein, was viele Menschen heute leider nicht mehr in die Wiege gelegt bekommen. Wie sollen auch junge Eltern, die selber so abhängig sind von den Maximen der Gesellschaft (siehe oben), ihren Kindern etwas vermitteln von dieser wunderbaren Freiheit, die die Bibel die Gott-Ebenbildlichkeit nennt ?
Es lohnt sich jedoch, so der Eindruck nach der Lektüre dieses anschaulich und verständlich geschriebenen Buches, sich in seinen eigenen Beziehungen vor allen Dingen in der zum Lebens- oder Ehepartner und in der zu unseren Kindern darin zu üben.