Das Grauen beginnt mit der nicht nachvollziehbaren Hinrichtung aller Bewohnerinnen und Bewohner in ihren Häusern eines ohnehin schon merkwürdig einsamen, fast Menschenleeren Dorf in Norwegen. Nur ein junges Paar und eine ältere Frau überleben das geplante Massaker.
Als die Richterin Birgitta Roslin davon erfährt, kommt ihr eine vergessene Verbindung von sich zu dem Dorf in den Sinn. Ihre Mutter wuchs als Waise in dem Dorf auf. Sie fährt hin und entdeckt alte Briefe und nicht so ganz passende Verstrickungen eines Mannes in Unterdrückungsvorgänge in China beim Eisenbahnbau im 19. Jahrhundert. Und es gibt Aufzeichnungen eines unter der Ausbeutung leidenden Arbeiters, der seinen späteren Arbeitgeber erschlägt und dessen Sohn einer der Mitgründer der Kommunistischen Partei wird.
Ist allein das schon verworren genug, kommt noch der Großmogul und Multimillionär Ya Ru ins Spiel, seines Zeichens Parteifunktionär, der irgendwie Rache an den Verbrechen seiner Vorfahren üben will. Birgitte war Mitglied der KP in Schweden, was jedoch nur wenig zum Verständnis der Geschehnisse beiträgt, wie so Vieles in dem fast schon als "Flickwerk" unterschiedlicher Themen- und Erzähl-Fragmente daher kommt. Ein auf langen Seiten immer wieder thematisiertes Rotes Band dient ebenfalls in keiner Weise dem "Roten Faden" des Romans.
Nun gut, auch die individuellen Eheprobleme der Richterin, die neben der in dem anfangs erwähnten Kriminalfall ermittelnden Kommissarin Vivi Sundberg auf Spurensuche in ihrer eigenen Vergangenheit nur die Anderer zu entdecken scheint, sind meiner Ansicht nach lediglich ein Versuch, etwas Verständliches in das labyrinthischer Geschehen einzuflechten. Das möglicherweise eigentliche Anliegen Mankells, dass Afrika im alten Stil der Kolonisation von China vereinnahmt werden könnte, kommt letztlich zu wenig oder zu unklar daher. Man findet einfach keinen Zugang zu dem Roman und weiß oft nicht, was man eigentlich liest: einen Aufruf zu politischen Interaktion, einen psychologischen Thriller oder ein melancholisches Familiendrama.
Das Buch wirkt extrem verkrampft konstruiert und entstammt möglicherweise gar nicht aus Mankells Feder, denn es ist kaum zu glauben, dass er diese Geschichte in dieser Form erdacht und so zu Papier gebracht hat. Schade, denn der Einstieg ließ eine außergewöhnlich spannende Geschichte erwarten, doch die Luft wurde dann schließlich einfach zu heiß und verpuffte ungenutzt.
© 11/2010 Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.