Henning Mankell - wer diesen Namen hört, denkt wahrscheinlich zu aller erst an Kurt Wallander. Ich nicht, ich dachte bisher an die italienischen Schuhe. Heute aber habe ich Kurt Wallander kennen - und lieben - gelernt.
In 10 Fällen bewies Kurt Wallander sein kriminalistisches Denken. In dem später veröffentlichten ersten Fall geht es um den Anfang von Kurt Wallander. Wie kam Wallander zur Kriminalpolizei? Was waren seine ersten Fehler und wie kam es zu seinem Auftritt in Mörder ohne Gesicht ?
In diesem Buch sind 4 Meilensteine aus Kurts Leben beschrieben. Sein erster Fall und seine anfänglichen Probleme zu Mona. Die Trennung von Mona und der etwas holprige Kontakt zu seiner Tochter Linda. Die Scheidung und das Leben nach Mona. 4 kleinere Fälle werden dabei nebenbei gelöst.
Bemerkenswert an diesen Kriminalromanen ist die Distanz. Wallander bleibt für den Leser Wallander, er heißt zwar auch Kurt, aber daran denkt man erst später. Erzählt wird es nicht von ihm und obwohl manche seiner Gedanken genannt werden, gewinnt man nie den Eindruck, man würde Wallander verstehen. Es wird nur wenig Menschen geben, die glaubhaft sagen könnten, dass sie sich mit Wallander identifizieren könnten. Sein Leben und seine Fälle streifen einen, nie aber ist man wirklich im Geschehen. Das ist etwas ganz eigenes und nach und nach gefällt einem die Art des Schreibens immer mehr.
Wie schon in seinen anderen Büchern, die ich bisher lesen durfte, gelingt es Henning Mankell viele seiner Gedanken unter der Oberfläche zu verstecken. Nicht so extrem wie Hemingway und seine Eisbergtheorie, dennoch aber sehr anspruchsvoll.
Wallander und seine Fälle sind Literatur, keine unbedingt zur puren oberflächlichen Unterhaltung, er muss niemanden brutal niedermetzeln, es reicht ein einfacher Mord an einem Fotografen aus. Nichts ist unbedingt spektakulär, es sind normale Fälle eines normalen Kriminalkommissares.
Das Buch langweilt nie und durch die kleineren Erzählungen, kann man es immer mal wieder zur Seite legen, wenn man denn mal eine Pause wünscht.
Wallanders Privatleben, das einem auch aus einer gewissen Distanz erzählt wird, ist unbedingt ein Grund mit diesem Buch anzufangen, ehe man sich auf die großen Fälle stürzt. Wer bisher noch keinen Wallander-Krimi gelesen hat, hat mit diesem Buch die Chance Wallander einmal zu beschnuppern. Ich werde für meinen Teil mich nun sehr auf die anderen Fälle freuen, besonders weil ich Wallander zu schätzen gelernt habe und unbedingt mehr über diesen etwas außergewöhnlichen Mann und sein Leben erfahren möchte.