Reiseberichte leben zumeist von den persönlichen Erfahrungen, die ein Autor mit einem Land gemacht hat. Waren die Hotels billig und komfortabel, mit Bus, Bahn, Flugzeug, Auto leicht zu erreichen, die Menschen, denen er begegnet ist, freundlich, hilfsbereit? Bruce Chatwin hingegen begibt sich auf die Suche nach den Ursprüngen eines Landes, den Wurzeln, Riten. Er stößt in Australien auf die Songlines der Aborigines, die sich wie ein scheinbar undurchdringliches Netz über Australien ziehen. Chatwin verschweigt in seinem Buch nicht die Konflikte, die die neue Welt mit der scheinbar versunkenen ausfechten. Bei der Erschließung des Kontinents kommt es immer wieder zum Zusammenstoß. Dies alles kleidet Chatwin kurzweilig in kleine Geschichten, die er am Rand aufsammelt, die ihm zufallen, und doch vermag er eines nicht zu verbergen, er ist fremd, bewegt sich auf unsicherem Terrain und versucht, sich anzunähern. Dass er es schafft, uns für Australiens Geheimnisse auf höchsten literarischem Niveau zu interessieren, hebt Traumpfade weit über die üblichen Berichte vom fünften Kontinent hinaus, obwohl derjenige, der Tipps für eine preiswerte Unterkunft darin sucht, enttäuscht werden wird. Man muss sich auf Chatwins Erlebnisse wie bei einer eigenen Reise einlassen, um sich entführen zu lassen.