Bei "Hundstage für Beck" hatte ich die Geschichte mit leicht gemischten Gefühlen beendet und war nicht zu einhundert Prozent überzeugt gewesen. Ja, der Krimi hatte mich gut unterhalten können, aber schrammte hier und da auch an dem ein oder anderen Klischee vorbei und nahm sich manchmal selbst nicht zu ernst. Trotzdem war ich super gespannt auf die Fortsetzung, denn schon im ersten Teil kündigte sich am Ende die Rückkehr des Serienmörders an, der Schuld an Nick Becks Absturz war.
Passend zur Reihe "Nick Beck ermittelt" war auch dieses Cover gestaltet und es gefiel mir sehr gut. Besonders mochte ich, dass der Titel wieder perfekt zur Story passte und nicht nur das Wetter widerspiegelte.
Wer den ersten Fall von Nick Beck und Cleo Torner noch nicht kennt, sollte das Buch vorab lesen. Theoretisch kann der Geschichte auch ohne Vorkenntnisse gefolgt werden, da die Fälle in sich abgeschlossen sind und relevante Details zur Wiederholung mit in die laufenden Ereignisse eingebunden wurden, aber sie verrieten auch markante Einzelheiten, die den Charme des Vorgängers ausgemacht hatten.
Ich mochte die Erwähnungen der vorherigen Ereignisse ganz gern, da sie zum einen meine Erinnerungen auffrischten, zum anderen auch perfekt zum Kontext passten. Außerdem erfuhr ich in groben Zügen, wie es mit Nick Beck und Cleo Torner nach Lösung des ersten gemeinsamen Falles jeweils weiterging.
Mich erwartete ein sehr einnehmender Schreibstil, der durch eine angenehme Erzählweise und Wortwahl zu glänzen wusste. Das erleichterte mir das Lesen ungemein, sodass ich förmlich durch die Seiten flog, was allerdings auch an den klug durchdachten Spannungsbögen gelegen hatte.
Ich war regelrecht gefangen in der Geschichte und nutzte jede freie Zeit, um in "Eiszeit für Beck" lesen zu können. Zudem zeichnete sich die Story durch ihre wechselnden Perspektiven aus, welche durchgängig vom personalen Erzähler begleitet wurden. Dies sorgte dafür, dass ich einen größeren Überblick über die verschiedensten Ereignisse erhielt, gleichzeitig jedoch keine Entwicklungen vorab verraten wurde, sodass ich viel am Spekulieren war.
Den spannungsvollen Aufbau mochte ich sehr und war ganz angetan, dass ich sogar dem Elbripper bei dessen Alltag begleiten durfte. Das seine Identität früh für mich offengelegt wurde, fand ich extrem gut. Das hob das Katz-und-Maus-Spiel mit Nick Beck auf ein neues Level. Ich durfte noch mehr Figuren über die Schulter schauen, was unterschiedliche Erwartungen in mir weckte und damit auch die Dynamik der Geschichte lebendig gestaltete. Der Fokus lag nicht auf der reinen Ermittlungsarbeit, wodurch sich ein breites Spektrum an Möglichkeiten eröffnete. Die Jagd nach dem Elbripper bekam einen persönlichen Touch, aber auf unterschiedlichen Ebenen, was diesen Kriminalroman unheimlich fesselnd machte.
Besonders gut gefiel mir die Entwicklung der Hauptcharaktere. Nick Beck war nicht mehr der traumatisierte, mit alkoholbehafteten Problemen versehrter Dorfpolizist, sondern wie Phönix aus der Asche erwachte. Ich mochte den neuen Nick, seine Art, sich den Dingen zu stellen und vor allem, dass er menschlich blieb. Noch immer hafteten Makel an ihm und er war alles andere als ein Held.
Bei Cleo Torner fehlte mir ein bisschen der Biss und ich vermisste ihre dynamische, voller Tatendrang beseelte Art. Allerdings würde so was hochschwanger auch nicht wirklich passen, weshalb ich hoffe, dass Cleo im dritten Teil wieder mehr zur alten Form findet. Dennoch steckte nach wie vor ein Bluthund in ihr und es war spannend zu beobachten, dass sie noch immer von offenen Fragen aus dem ersten Fall besessen war. Das brachte zusätzlichen Nervenkitzel in die Geschichte und ließ mich oftmals panisch bei dem Gedanken werden, was geschehen würde, wenn sie Nick Beck am Ende doch noch auf die Schliche kommen sollte.
"Eiszeit für Beck" hielt einige Überraschungen für mich bereit und ich mochte auch den Showdown am Ende. Gut, auch hier war er ein wenig drüber, aber das machte das Ganze doch recht reizvoll. Auf jeden Fall war ich gebannt bis zum Schluss und mochte es, dass Tom Voss in seine Geschichte allerlei Bezüge und Erwähnungen bekannter Serienmörder eingeflochten hatte. Aber auch eine beschriebene Musiksession und diverse Liedsequenzen verliehen dem Kriminalroman Charakter und Leben.
Fazit:
Tom Voss ist mit "Eiszeit für Beck" eine Steigerung zum ersten Band geglückt. Der rasante Krimi konnte mich bestens von Anfang bis zum Ende unterhalten und hielt einige Überraschungen bereit.