Die Frau des Serienkillers von Alice Hunter wartet mit knapp 400 Seiten auf, die sich aber schnell und kurzweilig lesen lassen.
Der Titel des Buches ist Programm. Wir begegnen Beth, die mit Ihrem Mann Tom und ihrer Tochter Poppy unweit von London im kleinen Dorf Lower Tew wohnt. Als Tom zu spät von der Arbeit nach Hause kommt, wird er dort schon von der Polizei für eine Befragung erwartet.
Beth kann nicht verstehen was die Polizei von Tom will, aber an seiner Unschuld kommen schnell Zweifel auf. Doch wer ist ermordet worden und wann und wie und wer hat in dem kleinen Örtchen Lower Tew womöglich noch ein Verbrechen begangen? Dies erfahren wir zumeist aus der Sicht von Toms Ehefrau Beth und gelegentlich auch aus der Sicht von Tom oder in kurzen Rückblicken.
Im Dorf Lower Tew begegnen uns einige spannende Personen. Da sind die Kita Mütter, welche die Gerüchteküche anheizen, allen voran Julia. Da ist die Pub-Besitzerin Shirley Irish, der Witwer Adam und die Cafémitarbeiterin Lucy.
Wollen sie Beth beistehen, glauben sie ihr oder führen sie anderes im Schilde?
Alice Hunter schreibt sehr flüssig und in angenehm kurzen Kapiteln. Sicher trägt auch die gute Übersetzung von Rainer Schumacher dazu bei, dass man dieses Buch in einem Rutsch kann. Die Entlarvung eines Killers steht hier weniger im Vordergrund. Vielmehr geht es darum, die Tat zu ergründen und die Frage wie es dazu kam, dass ein scheinbar harmloser Familienvater verdächtigt wird. Diese Form der Erzählung bietet eine interessante neue Perspektive, die man so vielleicht vorher nicht erwartet. An manchen Stellen, wenn Beth sich wiederholt fragt, wie das Dorf reagieren wird und unter der Situation leidet, sinkt die Spannung aber diese kehrt dann doch schnell wieder zurück. Die Figurenkonstellation ist spannend aber manch eine Person aus dem Dorf hätte noch etwas mehr in Erscheinung treten oder etwas mehr Tiefe erhalten dürfen. Bei der Handlung gibt es auch ein oder zwei kleinere Lücken oder Dinge die so nicht ganz logisch oder realistisch erscheinen. Darüber kann man aber aufgrund der guten und kurzweiligen Unterhaltung aber hinwegsehen.
Insgesamt eher ein Buch für diejenigen, die gerne mal einen kurzweiligen und nicht zu blutigen Thriller lesen möchten. Für die hartgesottenen Thriller-Fans ist er dann vielleicht doch zu seicht oder vorhersehbar.
In jedem Fall ist die Geschichte so gut konstruiert und geschrieben, dass man anschließend Lust bekommt zu schauen, wie Alice Hunter die weiteren Bände aus der Reihe Die Familie des Serienkillers umsetzt.