US-Professor Langdon betätigt sich diesmal als Reiseführer Spanien , speziell in Bezug auf Bilbao und Barcelona. Er besucht Spanien auf Einladung seines ehemaligen Studenten und engen Freundes, des Milliardärs Edmond Kirsch, der mit einer weltweiten Online-Enthüllung alle Weltreligionen auf einen Schlag ad absurdum führen will.
Der Roman ist natürlich sehr gut geschrieben und für den Leser wird mit dem Wunsch endlich zu erfahren, was hinter der weltverändernden Entdeckung Kirschs steckt, der Spannungsbogen weiter und weiter aufgebaut - und das schon von Anfang an.
Allerdings ist die Story an sich, das was Langdon und seine Begleiterin im Roman erleben, eher dünn. Sie bietet dem Leser über Kirschs Veröffentlichung hinaus nur wenig. Schon früh, als Winston einen Anruf im Museum tätigt, kurz nach der Ermordung Kirschs, ist mir klar geworden, wer hinter dem Mord und allem danach stecken muss. Das ist nicht sehr schwer zu erraten für jemanden, der mit Origin nicht seinen ersten Roman liest ... Die viele Seiten umfassenden, langatmigen Erklärungen von Kunst und Künstlern, Gebäuden und Kirchen machen die dünne Story auch nicht besser.
Nur die Online-Präsentation Kirschs ziemlich am Ende des Buchs, die der Leser hautnah und top beschrieben miterleben darf, reißt einen wirklich mit und quasi vom Hocker. Und sie macht enorm nachdenklich.
Deshalb bitte ich jetzt alle diejenigen Interessierten, die das Buch noch nicht gelesen haben, meine Rezension nicht mehr weiterzulesen, um sich nicht der Spannung dieses Romans zu berauben! Vielen Dank.
Dan Browns (Edmond Kirschs) Folgerung, es entstünde schon seit geraumer Zeit mit der vermehrten Nutzung von Hochtechnologien sprunghaft eine ganz neue Spezies , die bis 2050 zu einer Verschmelzung der Homo Sapiens mit eben dieser Technologie führen würde, ist meines Erachtens nach falsch. Eine neue Spezies bedingt immer eine stark veränderte Genetik über natürliche körperliche Mutation zur Anpassung an eine sich verändernde Umwelt. Das ist die Evolution.
Allein das Ausmerzen von Erbkrankheiten und Krebs durch Gentechnik erzeugt noch lange keine neue Spezies Mensch. Auch der Einsatz von Technologie im Körper selbst, zum Beispiel das Einpflanzen von Elektronik/Nanotechnologie zur Verbesserung von Denk- und Kommunikationsleistung, zur Bekämpfung von Krankheiten im Organismus oder perfekte, hoch funktionale Nachbildungen von Gliedmaßen für behinderte Menschen sind meiner Ansicht nach kein Teil einer biologischen Evolution. Das Resultat würde keine sprunghaft auf der Bildfläche erscheinende neue Spezies sein, die den bisherigen Homo Sapiens quasi zum Neandertaler degradiert. Der Homo Sapiens bliebe trotzdem der Homo Sapiens, da der Einsatz von Technologie kein Teil der biologischen Evolution ist.
Sollten Mensch und Maschine allerdings tatsächlich wie von Edmond Kirsch im Roman vorhergesagt irgendwann verschmelzen , so entstünde lediglich eine Art von CYBORG. Und den sähe ich nicht als neue Spezies an. Höchstens als eine bedauernswerte Kreatur, die ihre Menschlichkeit, ihre Biologie und alle Freuden die sie ausmacht seelenloser Technologie geopfert hat.
Religionen werden niemals wirklich vernichtet werden, denn einen Aspekt lässt Dan Brown bei seinem Wohin werden wir gehen? leider völlig außen vor - einen Aspekt, der die Menschheit von Anbeginn bewegt hat, wie kein anderer! Ob jüdischer Wanderprediger mit seinem Gefolge zu Zeiten des Tiberius, ägyptischer Pharao beim Bau seiner Pyramide, seiner Seelenrutschbahn in den Kosmos, deutscher Bauer im Mittelalter in seiner Kirche oder urbaner Bewohner der Megacities des 21. Jahrhunderts. Jeder Mensch fragte und fragt sich: Gibt es für mich ein Leben, eine Weiterexistenz nach meinem Tod? Wohin gehen wir alle nach dem Versagen unserer sterblichen Hülle? Darauf hat Browns technologische Wunderzukunft auch keine Antwort. Technologie ist eben nicht alles. Und weil auch die Menschen der Zukunft sterblich sein werden - die Unsterblichkeit ist meines Erachtens niemals erreichbar - wird diese Frage für jeden Menschen immer irgendwann die Frage aller Fragen sein. Und auf diese Frage haben einzig die Religionen dieser Welt eine Antwort! Und diese Antwort spendet all jenen Trost, die an der Schwelle zum Tode stehen. Und denen, die sich Gedanken machen über den letzten Weg, den wir alle gehen werden. Und das, was möglicherweise danach kommt.